Straßenmusik in Nienburg PDF Drucken E-Mail

Fortes fortuna adiuvat  –  Den Tüchtigen hilft das Glück

Im standhaften Sieg über unseren Schweinehund, der an den wohlverdienten Samstagen lieber ausschlafen, Fußball spielen oder andere nette Dinge machen möchte, fuhren wir entschlossen in aller Morgenfrühe los nach Nienburg, um auf dem dortigen Fußgängerzonen-Markt einen guten Standplatz für uns zu ergattern.
Nicht Gemaltes oder Gebasteltes oder etwa ausrangiertes Kinderspielzeug boten wir feil  – nein - schöne, lang geprobte Flötentöne hatten wir im Gepäck  samt unterstützendem E-Piano und einer Menge Noten aus vielen unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen. Schließlich wollten wir uns ja nicht selbst langweilen durch dauerndes  Wiederholen eines „Schmalspur-Programms“.
Und so konnte es nach kurzem Aufbau losgehen mit unser „Straßenmusike“.
Vorab noch galt es unseren Standort ob seiner Tauglichkeit (d.h.  seiner uneingeschränkten „Musikmach-Freiheit") zu checken:  Ich mußte die Bäckersfrau zur Rechten beruhigen, dass unsere zarten Flötenklänge keineswegs Dezibelausschüttungen produzieren, die entspannte Verkaufsgespräche unmöglich machen könnten. Danach galt es der Gemüsefrau zur Linken zu versprechen, dass wir  keine „Beerdigungsmusik“  spielen* werden  (wie das wohl bei unseren Vorgängern der Fall gewesen war). Zum Dank vorab und als Beweis ihres Vertrauens spendete sie uns netterweise Strom für unser E-Piano.
Nach einer feierlichen Flöten-Trio-Eröffnung gingen wir sofort über zum nächsten Programmpunkt, der da hieß:  „Alte deutsche Volkslieder“, die ansonsten leider nur sehr selten zum Besten gegeben werden -  in der anrührenden Besetzung  2 Flöten + Klavierbegleitung.
Und tatsächlich ging dem frühmorgendlichen Publikum -  nette Damen und Herren im besten Alter -  gleich die Herzen auf, und sie zeigten unmittelbar ihre Wertschätzung mit wohlmeinenden Worten und  großzügigen (meist silbernen) Gaben in unseren bereitgestellten Flötenkoffer.
Dies wiederum war natürlich klanglicher Balsam in unseren Ohren und spornte uns zu noch beflügelterem Musizieren an.
Kleine Kinder schauten mit großen Augen und Ohren, interessierte und engagierte Mütter wollten ihren Sprösslingen direkt eine individuelle, praktische Instrumentenprobe, bzw. – beratung zuteil werden lassen; wir ließen uns jedoch nicht von unserem sorgfältig und langfristig geprobten Auftritt ablenken und verwiesen höflich auf den alljährlichen Tag der offenen Tür unserer Musikschule.
Auch gab es weitere Anfragen nach dem Angebot der Neustädter Musikschule, hauptsächlich jedoch  viel  verbales und im Kasten klingelndes Lob.
Nach einer sehr kurzweiligen Weile zeigten unsere beiden Flöten-Solistinnen leichte Ermüdungs-Symptome und machten hiermit die Erfahrung, dass 1 ½  Stunden Musizieren am Stück sowohl für den Körper (Arme, Beine, Rücken… ächz) als auch für den Geist in seiner Konzentrationsfähigkeit  eine echte Herausforderung bedeutet, und so  ließen wir nach einer kurzen Pause unseren Auftritt langsam ausklingen.

Das  spendenfreundliche ältere Publikum hatte sich sowieso schon langsam zum Mittag aufgemacht, und so konnten wir uns auch gut von der Verlockung des schnöden Mammons lösen.
Und was war die größte Belohnung für unsere Mühen und Bezwingung des Wochenendschweinehundes?  –  Das strahlend schöne sonnige Wetter!  Das hatte nämlich in diesen Tagen einen großen Seltenheitswert, und ohne dieses Glück wäre unser Auftritt gar nix geworden.

Fortes fortuna adiuvat.

 *Siehe im Lexikon „Traumata von Marktverkäufern im Allgemeinen und Speziellen“

 
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